Fußballkultur oder Innovationen - ein Gegensatz?

Warum viele mit Profi- und Kleinfeldfußball sowie mit Futsal hadern

Über die schwierige Epoche für Fußballtraditionalisten. Sowohl im Profi- als auch im Amateurfußball.

Der Sportjournalist Christoph Biermann schreibt in seinem letzten Buch: „Um jeden Preis. Die wahre Geschichte des modernen Fußballs von 1992 bis heute“ von der Veränderung des Fußballs seit der Gründung der Champions League im Jahr 1992. Gleichzeitig entsteht das neue Zeitalter des Fernsehfußballs deren Gelder in Millionenhöhe die Rangordnung der Vereine in kürzester Zeit umwälzen. Biermann spricht vom „Goldenen Zeitalter des modernen Fußballs“. Aus der traditionellen Kultur wird Fußballbusiness. Die Stadionwurst weicht dem gastronomischen Erlebnis mit Livekünstlern in abgeschirmten Businessbereichen. Es geht um Zielgruppen und Aufmerksamkeitsreichweite und der Vermarktung selbst von so vermeintlich unwichtigen Tatsachen, wie die Art und Weise Fußballstutzen zu tragen oder die Lieblingsunterwäsche der Fußballstars.

Der größte Eingriff ist jedoch wahrscheinlich der Versuch die Gefühle und Emotionen der Zuschauer und Fans so aktiv „beeinflussen“ zu wollen wie noch nie. Man hat das Gefühl, dass das Marketing bereits festgelegt hat, welche Emotionalität an den Tag gelegt werden muss. Ein „Hyper-Super-Ereignis“ folgt dem nächsten. Pausenzeiten unmöglich. Bei vielen Fußballsympathisanten mittleren Lebensalters erzeugen diese Entwicklungen seit Jahren Unbehagen und Entfremdung. Parallel dazu gibt es kaum mehr richtigen sportlichen Wettbewerb. Sowohl Meisterschaften als auch Pokalsiege stehen in der Regel im Vorfeld einer Saison bereits fest oder werden unter den zwei drei üblichen Verdächtigen ausgemacht.

Das mag vielleicht einigen jungen Fans nichts ausmachen, da sie das System seit zwei Jahrzehnten nur so kennen. Aber für den größeren Rest der Fußballfamilie wächst dadurch die Sehnsucht nach Tradition und Unveränderbarkeit des Klassischen. Wie die katholische Kirche soll der Fußball als das Bekannte, Bewährte und Sinnstiftende fortbestehen, um in einer sich immer schneller verändernden Welt als „Fels in der Brandung“ Orientierung, Halt und manchmal auch Trost zu geben. Die viel zitierte Rolle von Fußball als Kultur – oder als Religion.

Anhänger dieses Fußballverständnisses werden deshalb immer hadern mit den vier Minitoren im drei gegen drei des neuen Minifußballformats für Kinder. Sie vermissen nämlich dabei die Bogenlampen ins Kreuzeck den der siebenjährige Trainersohn und designierte zukünftige „Dorfschützenkönig“ so zuverlässig zum Stolz und der Ehre der gescheiterten oder nicht-so-gescheiterten Fußballexistenzen am Spielfeldrand produziert.

Dasselbe gilt für Futsal für alldiejenigen, die es als einen Angriff auf das traditionelle Hallenfußball sehen. Wie soll man denn ohne Bande seine Körperlichkeit – welche man durch das jahrelange Leberkassemmel- und Haxntraining kultiviert hat – jetzt vorteilhaft einsetzen? Bei Futsal sind eher Geschmeidigkeit, Koordination und technische Raffinesse gefragt. Alles Faktoren, die bei Abwesenheit derer, einer erfolgreichen Karriere als „Mittelstürmer“, „Vorstopper“ oder „Libero“ nicht im Weg gestanden haben.   

Es bleibt somit beim Futsal auch beim Kampf der Traditionalisten um ihre Fußballkultur – die ihre Berechtigung hat und auch nicht verurteilt werden sollte. Es geht um nichts weniger als ihre Fußball Werte. Diese sind erfahrungsgemäß die Wurzeln des Baumes der Motivation und somit am schwierigsten zu beeinflussen. Bei einer gewissen Offenheit für die Bedürfnisse der Protagonisten dürfte eine freundliche Koexistenz beiden Seiten dienen, denn Synergieeffekte sich nur so nutzbar. Und wir wissen nicht erst seit Christoph Biermann: Der Ball ist rund, damit das Spiel die Richtung ändern kann. (hb)

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